Wiederaufbau und Instandhaltung von Korallenriffen
Korallenriffe spielen eine wichtige Rolle für das Ökosystem Meer und sind für alles Leben von entscheidender Bedeutung.
Sie sind eine Nahrungsquelle für Millionen von Menschen, schützen die Küsten vor Stürmen und Erosion und bieten Lebensraum, Laich- und Aufwuchsgebiete für wirtschaftlich wichtige Fischarten.
Marine Ökosysteme schaffen Arbeitsplätze und Einkommen für Küstengemeinden, sei es durch Fischerei, Freizeitaktivitäten oder Tourismus.
Indonesien liegt genau im Zentrum des Korallendreiecks, dessen Grenzen die Philippinen im Norden, Bali im Südwesten und die Salomonen im Osten bilden. Mehr als 75 % aller bekannten Korallenarten der Erde leben in diesem Dreieck.
Korallen sind die Bausteine unseres Ozeans, und mit der Zerstörung der Riffe ist unser gesamtes Ökosystem in Gefahr. Helfen Sie uns, Korallenriffe wieder ins Gleichgewicht zu bringen und wiederaufzubauen, einen Riffstern nach dem anderen.
Stellen Sie sich einen Wald ohne Bäume vor. Was bleibt, ist kahles Land ohne Leben.
Zeit, etwas zu tun!
Stand 08/2024
Installierte Reef Stars an der Livingseas Coral Restoration Site
Gepflanzte Korallenfragmente
Quadratmeter Fläche Livingseas Restoration Site
Wir geben Antworten
Korallenriffe sind nicht nur unglaublich schön und farbenprächtig, sondern begeistern Menschen – spätestens seit dem Film „Findet Nemo“ weltweit. Abgesehen davon erfüllen Korallen jedoch weitere für unseren Planeten wichtige Aufgaben, die den wenigsten transparent sind.
Den Lebensraum für Fische bildend, als Laich- oder Schulplatz, ernähren Riffe ganze Familien! Ein totes Riff beherbergt keine Fische. Es ist nur noch bares Land ohne Leben. Küstengemeinden leben vom Fischfang. Kontrollierte Fischereipraktiken vorausgesetzt, sind die Fischer in dörflichen Regionen abhängig von Korallenriffen. Ohne Korallen – kein Fisch.
Korallenriffe sind Küstenschutz! Die Struktur von Korallenriffen wirkt wie ein natürlicher Wellenbrecher. Sie reduzieren die Energie von Wellen und schützen so die Küsten vor Erosion und Überflutung. Besonders in Zeiten des Klimawandels und steigender Meeresspiegel sind intakte Riffe von großer Bedeutung.
Korallenriffe bieten den Einwohnern durch Tourismus, Fischerei und Freizeitaktivitäten Millionen von Arbeitsplätzen.
Sie sind der „Medizinschrank“ der Erde. Viele Medikamente stammen von Korallenriffen ab und dieses Spektrum ist noch lange nicht ausgereizt. Vieles ist bislang unentdeckt. Die Entdeckung hängt jedoch vom Überleben der Korallenriffe ab.
Darüber hinaus stellen Meeresökosysteme die größte Kohlenstoffsenke der Welt dar. Meereslebewesen sind ein wesentlicher Teil des marinen Kohlenstoffkreislaufes, der für die Kohlenstoffspeicherung essenziell ist. Es wird geschätzt, dass Fische 16 Prozent des gesamten Kohlenstoffflusses ausmachen. Aber ohne Korallen – kein Fisch.
Korallenriffe sind alles andere als gesund. Etwa die Hälfte der Flachwasserkorallen hat unser Planet in den letzten drei Jahrzehnten schon verloren. Geht das Korallensterben in diesem Tempo weiter, werden in weniger als 30 Jahren bis zu 90 Prozent aller Korallen verschwunden sein. Und das wäre weitaus dramatischer für die Welt als nur ein paar weniger Korallen-Videos in sozialen Medien.
Klimawandel und Übersäuerung:
Durch den Anstieg der Wassertemperatur weltweit verlieren Korallen ihre Algen, mit denen sie in Symbiose leben, und bleichen aus. Allein dadurch sind die globalen Korallenbestände in den letzten beiden Jahrzehnten um rund 20 Prozent zurückgegangen. Das zweite große Problem ist, dass die Ozeane saurer werden, den sie absorbieren rund 30 % des weltweiten CO2. Das Gas reagiert zu Kohlensäure, und der pH-Wert des Wassers sinkt – eine Gefahr für Organismen, die ihre Schalen und Skelette aus Kalk aufbauen: Korallen werden fragil und brechen mit der Zunahme des Extremwetters schneller ab.
Zerstörerischer Fischfang:
Die Fischerei setzt vermehrt Netze ein, die mit ihren Rollen und Platten wie Bulldozer über den Meeresboden walzen. Intakte Korallenriffe, die über Jahrhunderte gewachsen sind, können so binnen kürzester Zeit zerstört werden – in Brachland ohne Leben.
Dynamit-Fischerei – längst in großen Teilen auch in Indonesien verboten – zerstört im Bruchteil einer Sekunde leuchtend bunte Riffe in Unterwasser-Wüsten. Ankerschäden, durch nachlässige Fischer lassen gesunde Riffe als Kraterlandschaften zurück. Der Lebensraum für Tiere wird dadurch zunehmend weniger.
Verschmutzung der Ozeane:
Pestizide, Herbizide, Dünger, Reinigungsmittel, Abwasser, Öl und Unmengen an Plastikteilchen und anderen Festkörpern machen unsere Ozeane zur Mülldeponie. Pro Stunde landen rund 675 Tonnen Müll im Meer, die Hälfte davon ist Plastik und daraus resultierendes Mikroplastik. Der größte Teil dieser Abfälle (80 %) stammt vom Land und kommt über Flüsse ins Meer. Aber auch der Seeverkehr trägt dazu bei. Diese Verschmutzung schädigt nicht nur die Gesundheit aller Organismen im Ozean, sondern vermehrt das Algenwachstum, welches das Wasser trübt und den Korallen das nötige Sonnenlicht nimmt.
Freizeitaktivitäten:
Unser Verhalten im Ozean bei Aktivitäten wie Schnorcheln oder einfaches Schwimmen im Meer nach dem Sonnenbad schädigt Korallen immens. Ein Bestandteil von vielen Sonnenschutzmitteln verwandelt sich in Korallenpolypen in ein Licht-aktiviertes Gift. Dieses Phototoxin schadet dabei besonders Korallen, die ohnehin schon von der sogenannten Bleiche betroffen sind.
Taucher mit unzureichender Tarierungskontrolle zerstören Korallen oder wirbeln den Untergrund auf, sodass Sand die empfindlichen Polypen der Korallen ersticken lässt.
Korallen sind tatsächlich winzige Tiere und keine Pflanzen. Sie ernähren sich von Plankton und scheiden Substanzen aus, welche die Grundlage für Korallenriffe bilden. Sie haften Ihr ganzes Leben in Kolonien zusammen und filtern Nährstoffe aus dem Ozean heraus. Die bekanntesten Korallen sind Steinkorallen, denn sie können große Riffe bilden, auf denen sie leben. Im Laufe ihres Lebens scheiden die Steinkorallen Kalk aus, so dass der Berg, auf dem sie haften, immer größer wird. Wenn eine Koralle stirbt, bleibt der Kalk bestehen und wird sofort von neuen Korallen besiedelt. Weil Korallenriffe sehr langsam wachsen, gehen Wissenschaftler davon aus, dass die großen Riffe dieser Welt viele Tausend Jahre alt sind.
Korallen gehören zu den Polypen (Nesseltieren). Ihr Körperbau ist sehr einfach: ein hohler, weicher, skelettloser Zylinder, der oben eine Mundöffnung hat, welche von Tentakeln umgeben ist. Mit den Tentakeln jagt der Polyp Plankton und verteidigt sich. Viele Korallen leben außerdem mit kleinen Algen in Symbiose. Mittels Photosynthese stellen die Algen Kohlenhydrate her, von denen sich die Polypen ernähren.
In Korallenriffen lebt eine Vielzahl von Meereslebewesen. Fische, Schnecken, Krebse und Muscheln sind hier ansässig oder kommen zum Jagen ins Riff. Korallenriffe sind damit auch die Kinderstube unzähliger Fischarten. So wie an unserer Livingseas Coral Restoration Site. Vor einigen Monaten zogen sogar die ersten Baby Haie ein und große Schulen von Barracudas tunneln über dem Riff! Riffe sind die Infrastruktur für Leben unter Wasser. Gibt es keine Riffe, gibt es keine Fische. So einfach ist das.
Wir bekommen oft die Frage gestellt, welche Korallenarten wir pflanzen.
Auf unseren Bildern und Videos sehen Sie hauptsächlich Acropora-Arten, die sich durch mehrere Verzweigungen auszeichnen und im Allgemeinen braun oder gelblich sind. Es wird viel über die Nachteile der Pflanzung von Acropora diskutiert, da die Koralle zerbrechlich ist, anfällig für Bleiche und anfällig für Korallenkrankheiten und Fressfeinde.
Dies hindert uns jedoch nicht diese zu pflanzen. Da sie leicht brechen, können wir abgebrochene Zweige aufsammeln und an anderer Stelle wieder anpflanzen. Wir multiplizieren damit Natur! Natur, die schnell wächst!
Und manchmal wächst die Koralle so stark, dass die Äste so dicht und eng beieinanderstehen, dass sie nicht mehr weiterwachsen können. Indem wir diese Äste regelmäßig beschneiden und an anderer Stelle wieder einpflanzen, helfen wir der Natur, sich zu vermehren und weiter zu wachsen!
Aber warum arbeiten wir maßgeblich mit Acropora?
Nun, unser Ziel der Restaurierung war schon immer die Wiederherstellung eines Ökosystems. Das bedeutet, dass wir die Fischpopulation in das Gebiet zurückbringen und die Vielfalt und die Populationszahlen dieser Fische erhöhen. Keine andere Koralle wächst so schnell wie Acropora, und nichts anderes schafft so schnell Lebensraum für Fische wie Acropora!
Der Hauptvorteil einer schnellen Ansiedlung von Fischen besteht darin, dass einige dieser Fische Pflanzenfresser sind, die ihrerseits dazu beitragen, das Riff von Algen und anderen Organismen sauber zu halten, die mit den Korallen um Platz konkurrieren. Auf diese Weise können die langsamer wachsenden Korallen an unserem Standort die Zeit und den Raum erhalten, die sie für ihr Wachstum benötigen, ohne dass dies negative Auswirkungen hat.
Durch die Anwesenheit dieser Putzerfische können sich auch die Korallenlarven auf natürliche Weise in den Riffstrukturen ansiedeln, wodurch sich die Vielfalt der Korallen vor Ort langsam erhöht. Bei der letzten Zählung der Korallenarten im Jahr 2023 wurden auf dem gesamten Gelände 41 verschiedene Korallenarten gezählt, von denen mindestens 12 Arten auf natürliche Weise rekrutiert und nicht von uns gepflanzt wurden.
Von diesen 41 Arten sind die meisten Korallen aus der Acropora-Familie, aber diese Acropora-Felder bestehen tatsächlich aus 11 verschiedenen Acropora-Arten und nicht aus einer Monokultur von nur einer Art.
Ein weiterer wichtiger Grund, warum es wichtig ist, ein großes Gebiet mit einer bestimmten Korallenart zu haben, ist, dass diese Korallendichte eine viel größere Tragfähigkeit für die Fischart hat, die mit dieser Koralle in Symbiose lebt. Vergleicht man dies mit einer einzelnen Koralle, die von vielen anderen Korallenarten umgeben ist, die ihr Wachstum einschränken, so kann man sich vorstellen, dass der bewohnbare Bereich viel kleiner ist.
Unser Antritt war es von Anfang an Fläche zu schaffen, eine Infrastruktur für das Leben unter Wasser bereitzustellen. Unser größter Erfolg ist die Zunahme der Artenvielfalt. Dies erreichen wir nur über die Dichte der Fläche und die regelmäßige Instandhaltung des Riffs!
Vergleichbar mit einem Team von Gärtnern, pflegen wir unser wiederhergestelltes Korallenriff auf einer wöchentlichen Basis! Abgestorbene Korallen, Schwämme und Algen werden entfernt und durch lebende Korallen ersetzt.
Durch diese sehr aufwendige Arbeit, die mit wachsender Größe des Riffs immer bedeutender wird, ist es uns gelungen in nur wenigen Jahren von einem kleinen Restaurationsprojekt zum zweitgrößten Projekt seiner Art in Indonesien zu wachsen.
Wir sind Praktiker. Wir haben einfach angefangen etwas zu tun, bevor es zu spät wurde. Wir haben gestartet, Fehler gemacht und daraus gelernt. Aber wurden auch dafür belohnt: mit einer unfassbaren Artenvielfalt bei jedem einzelnen Tauchgang.
Und: jeder kann bei uns mitmachen! Wir sind offen für alle interessierten Taucher, Schnorchler und Ozeanbegeisterte! Wann kommt Ihr?
Wir freuen uns auf Ihre Nachricht!
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